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Flugplatz Wyk auf Föhr – EDXY

Vielleicht ist diese Insel nicht ganz so verträumt wie Amrum oder so mondän
wie Sylt – doch wer Entspannung sucht und auch kulturell interessiert ist, findet
auf Föhr ein reichhaltiges Angebot. Und einen sehr idyllischen Flugplatz

Von Redaktion

Bereits im Anflug auf die Insel werden meine Sinne völlig vereinnahmt. Die ständig wechselnden sanften Farben des Wattenmeers und die Wolkenfetzen in 2000 Fuß sorgen für positive Stimmung im Cockpit. Dann die Stimme des Flugleiters: friesisch ruhig und herzlich. Und das Gesagte ist überaus zuvorkommend und unkonventionell. Erfreut über die entspannte Atmosphäre beim ersten Funkkontakt fliege ich eine Platzrunde mit offenem Fenster und schieße Fotos vom Flugplatz. Das satte Grün der Wiesen und vor allem der Kontrast der gemähten zwei Pisten, Rollwege und Abstellflächen zu den unberührt scheinenden Weideflächen und Feldern ringsherum werden besonders betont durch die Nachmittagssonne, die hin und wieder durch die hübschen Häufchenwolken hindurch scheint.

Was für ein bezaubernder Anblick! Trotz der relativ langen Anreise von Grefrath-Niershorst (EDLF) kommt schon nach Abstellen des Triebwerks beste Laune bei mir auf. Die Stimmung der Insel, ihrer Farben und vor allem ihrer Menschen zeigen offenbar umgehend ihre Wirkung. Beim fröhlichen Hallo auf dem Turm lerne ich Hans-Werner Jacobsen kennen, bekannt als „Hänsmän“. Sein Ruf eilt dem hauptamtlichen Flugleiter voraus; seine freundliche und angenehme Art ist wirklich einmalig. Ich fühle mich sofort willkommen. Genauso geht es anderen Piloten und Gästen, wie ich höre. Hänsmän kann all meine Fragen zur Insel und zu möglichen Aktivitäten beantworten. Im Sommer zieht er nach Feierabend auch gern die Badehose an und springt ins Wasser. Der Strand ist schließlich keine 300 Meter vom Flugplatz entfernt!

Wyk auf Föhr: Der Strand ist keine 300 Meter vom Flugplatz entfernt!

Meine Freundin und ich leihen uns zwei seiner Fahrräder, die er gegen Spenden Piloten und ihren Mitfliegern zur Verfügung stellt. Damit werden wir in den nächsten Tagen die Insel erkunden. Gleich am Flugplatz gibt es aber auch eine Bushaltestelle – oder man nimmt ein Taxi, das nur acht Euro zum nahe gelegenen Ort Wyk kostet. Unser erstes Ausflugsziel ist die über Föhr hinaus bekannte Eisdiele in Nieblum. Der Weg dorthin führt vorbei an Pferdewiesen mit so viel gelb blühendem Löwenzahn, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Wir müssen mächtig in die Pedale treten, der Westwind bremst gnadenlos. Etwas verschwitzt erreichen wir den Nachbarort. In der Dorfmitte ist das Eis- und Waffelhaus, das wie von den Einheimischen angepriesen tatsächlich umwerfend gute Eis- und Waffelspezialitäten verkauft.

Nah am Wasser: Wer auf einer Hallig lebt, muss die Nordsee schon sehr lieben (Foto: Heike Schweigert)

Beim anschließenden Spaziergang bestaunen wir das romantische Friesendorf. Weißblaue und rote Kapitänshäuser, prächtige Lindenalleen und wunderbar gepflegte blühende Gärten erzeugen den Charme, für den Nieblum schon oft ausgezeichnet wurde. An dem fußläufig nur zehn Minuten vom Ortskern entfernten Strand ist zudem eine Wassersportschule für Surfer und Kiter. Früher lebten hier die Familien der Kapitäne und Walfänger, ihre Lebensgeschichten kann man auf dem Friedhof der Kirche St. Johannis nachlesen. Das aus dem 12. Jahrhundert stammende Bauwerk ist auch als Nieblumer Dom bekannt.

Beim anschließenden Spaziergang bestaunen wir das romantische Friesendorf

Am nächsten Tag flanieren wir über den Fischmarkt an der Mole im Binnenhafen von Wyk. Bis 14 Uhr gibt es hier sonntags frischen Fisch und Souvenirs der lokalen Handwerkbetriebe. Zwischendurch kann man in einem der zahlreichen Cafés an der Strandpromenade entspannen und hausgemachten Kuchen oder andere Leckereien genießen. Am Ende der Promenade ist das „Aquamarin“, das Bistro beim „Aquaföhr“, dem Familienbad, mit Blick auf die Halligen. Im Aquaföhr kann man sich im Meerwasser-Wellenbad, im Whirlpool und in diversen Saunen verwöhnen. Ein eher ungewöhnliches Café ist die „Privatsache“. Eigentlich ist es ein Geschäft für Deko- und Wohnaccessoires, aber an den wenigen Tischen im Ladenlokal gibt es während der normalen Ladenöffnungszeiten auch Tee und Kaffee. Die Privatsache liegt in der Fußgängerzone in Wyk.

Gute Tipps für abends sind etwa das „Störtebeker“, ein traditionelles Restaurant, das auch köstliche vegetarische Gerichte anbietet, und die „Alte Druckerei“, ein Weinkontor mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an Flammkuchen und Suppen. Hier finden oftmals Veranstaltungen statt, Lesungen, Konzerte oder Theater. Deshalb empfiehlt es sich, vorher den Veranstaltungskalender zu studieren und rechtzeitig einen Tisch oder auch Karten zu reservieren. Wer kulturell interessiert ist, kommt am Museum „Kunst der Westküste“ in Alkersum nicht vorbei. Das moderne Museum wurde 2009 von einem Föhrer Unternehmer gestiftet. Seine hochkarätige Sammlung konzentriert sich auf Malereien der vier Nordsee-Anrainerstaaten Norwegen, Dänemark, Deutschland und Niederlande im Zeitraum von 1830 und 1930.

Am nächsten Tag flanieren wir über den Fischmarkt an der Mole im Binnenhafen von Wyk

Zeitgenössische Kunst ist in Form von Fotografien vertreten. Wechselausstellungen zum Thema „Meer und Küste“ verstärken das Erlebnis beim Besuch des hochmodernen Museums, das man in dem kleinen friesischen Dorf nicht vermutet. Weitere Sehenswürdigkeiten entdecken wir beim Radfahren über die Insel. Mit etwa 80 Quadratkilometern Fläche ist Föhr groß genug, um in die Ferne zu schweifen und klein genug, um alles in Kürze erreichen zu können. Man nennt sie auch die „Insel der langen Strände und kurzen Wege“. Letzteres stimmt, wenn man auf dem über 200 Kilometer langen Radwegnetz unterwegs ist und keinen Gegenwind hat. So lassen sich die elf urigen Friesendörfer prima erkunden. Föhr liegt zudem mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.

Naturerbe: Raus ins Watt sollte man nur mit Führung. Die Ruhe am Strand lässt sich dagegen auch ganz ohne Anleitung genießen (Foto: Heike Schweigert)

Je nach Gezeitenstand kann man geführte Touren durch das Watt unternehmen, entweder zu den Seehundbänken oder den „Small Five“ (Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke und Garnele) oder bis zur Nachbarinsel Amrum. Da man am besten barfuß durch das Watt wandert, es uns dafür aber zu kalt ist, vertagen wir die an sich obligatorische Wattwanderung auf den nächsten Inselbesuch. Alternativ verbringen wir unseren letzten Tag mit einem Ausflug zu den Halligen. Das Schiff der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) bringt uns nach Langeneß und Hooge. Wir erfahren, dass die Halligen jedes Jahr mehrfach überflutet werden. Deshalb sind sämtliche Häuser auf Erdaufschüttungen gebaut, den so genannten Warften, die höher sind als die regelmäßigen Fluten. Von Weitem sieht es aus, als seien die Häuser direkt ins Meer gebaut.

Es gibt noch so viel zu entdecken und unternehmen im Inselparadies Friesische Karibik

Auf Hooge leben rund 150 Menschen. Tiere gibt es hingegen wesentlich mehr, sowohl domestizierte als auch freilebende. Wir sehen Schafe, Ziegen, Kühe und Pferde sowie Möwen, Wildgänse, Enten, Schwalben, Austernfischer und viele weitere Vogelarten. Auf dem Rückweg macht unser Kapitän einen Abstecher zu den Seehundbänken. Die Ebbe ist im Anmarsch, und die ersten Seehunde tummeln sich bereits um die Sandbänke, die noch unter Wasser liegen. Beim Abendessen in Wyk erzählen uns die Einheimischen, dass nicht nur wir fasziniert sind von der grünen Insel. Persönlichkeiten und Stars wie Harald Schmidt, Hans Rosenthal, Jörg Pilawa, Theo Albrecht, Katja Ebstein, Hansjörg Felmy, Elfriede Rückert, Otto Waalkes, Helmut Kohl, Uwe Seeler, Peer Schmidt und die dänische Königin, um nur einige Wenige zu benennen, besuchen oder besuchten regelmäßig Föhr und Amrum, haben dort Wohnsitze oder sind Ehrenbürger.

Wir sind keine Berühmtheiten, wollen aber auf jeden Fall wiederkommen. Es gibt noch so viel zu entdecken und unternehmen im Inselparadies Friesische Karibik, wie die Föhrer ihre Insel zu Recht gerne nennen. Nach fünf Tagen müssen wir uns schweren Herzens verabschieden. Meine Eindrücke von der Weite der Insel, den Halligen, der friesischen Herzlichkeit ihrer Menschen, den satten Farben der Blumen, Blüten und Wiesen, vom Leuchten des stahlblauen Himmels mit seinen unzähligen Quellwolken sowie des glitzernden Nachthimmels und von der steifen Brise des frischen Winds halten noch lange vor. Hänsmän hat Recht: Er arbeitet im Paradies.

Wyk auf Föhr – Tipps und Infos

  • Unterkunft: Die Insel ist touristisch voll erschlossen, es gibt zahlreiche Angebote von der einfachen Pension über den Urlaub auf dem Bauernhof bis hin zum luxuriösen Reetdach-Haus. Viele Gäste kommen jedes Jahr und buchen weit im Voraus – wer zur Hochsaison oder an Feiertagen einen längeren Aufenthalt plant, sollte früh buchen. Angebote findet man auf der Website der Tourist Information unter www.foehr.de oder auch unter www. foehr-touristik.de.
  • Aktivitäten: Vom Flugplatz ist der nächste Strand in nur wenigen Minuten zu Fuß erreichbar, per Fahrrad sind es zirka 15 Minuten bis Wyk. Schön ruhig ist der Strand im Südwesten zwischen Witsum und Utersum. Wissenswertes über das Wattenmeer vermittelt das Nationalpark-Haus Föhr in der Hafenstraße in Wyk; sehenswert ist das Museum Kunst der Westküste (www.mkdw.de). Schiffe der W.D.R. fahren regelmäßig zu den Halligen oder nach Amrum. Nicht zu vergessen ist das Fly-in in EDXY am ersten Samstag im August, zu dem oft über 400 Flugzeuge eintreffen. Die meisten Piloten übernachten im Zelt direkt am Flieger. Flugleiter Hänsmän regelt dann nicht nur den anfliegenden Verkehr – er ist auch fürs anschließende Grillen zuständig.

Text & Fotos: Heike Schweigert; fliegermagazin 01/2016